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Das Grab von Prof. Dr. Heinrich Mayer wurde in die Liste der Gräber verdienter Bamberger Bürger aufgenommen

Bamberg, 5.Juli 2013
Am 12. Juni 2013 konnte der Bürgerverein Mitte, die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg und die Freunde des Weltkulturerbes unter der Federführung des Historischen Vereins bei Oberbürgermeister Starke und Bürgermeister Hipelius vorsprechen und das gemeinsame Anliegen einer Straßenbenennung und eines städtischen Grabes für Heinrich Mayer vortragen. Das Anliegen wurde wohlwollend aufgenommen und befürwortet.
Die Benennung einer Straße soll erst dann durchgeführt werden, sobald eine geeignete Straße benannt werden muß. Die Lasten des Unterhalts der Grabstätte von Prof. Dr. Heinrich Mayer gehen wegen seiner Verdienste auf das Hauptamt der Stadt über. Die Grabpflege wird für den Historische Verein weiterhin eine Ehrensache bleiben.

Prof. Dr. Heinrich Mayer

von Dr. Gabriele Wiesemann

Bild "Fürstbistum:stadtAB_BS-483-Mayer-Heinrich-H002-B001_150.jpg"
Heinrich Mayer, 1950
(c) Stadtarchiv Bamberg
Zu den bedeutenden Persönlichkeiten unserer Stadt zählt der Theologe und Kunsthistoriker Prof. Dr. Heinrich Mayer (1881-1957).  Mayer hat sich seit den 1920er Jahren ausführlich mit der Bau- und Kunstgeschichte Bambergs befaßt, viel publiziert, in den 1930er Jahren Grabungen auf dem Domberg angeregt und sich immer wieder für den Denkmalschutz eingesetzt. Damit hat er einen Grundstein gelegt für die spätere Unterschutzstellung Bambergs als Welterbe.
Seine Publikationen zur Kunstgeschichte Bambergs sind deswegen von so großer Bedeutung, weil sie ihrer Zeit weit voraus waren. In seinem Buch „Bamberg als Kunststadt“ (1955) würdigte Mayer nicht nur einzelne bedeutende Kirchen oder Residenzen, sondern auch die mittelalterlichen und barocken Wohnhäuser. Außerdem beschrieb er mit fast geographischem Blick die Entwicklungsgeschichte von Straßenzügen. Während die damalige Kunstgeschichte den Klassizismus als letzte bedeutende Epoche ansah, nahm Mayer auch die zeitgenössischen Kirchen als Kunstschaffen der Gegenwart ernst und räumte ihnen Platz in seinem Buch ein. Mit „Bamberg als Kunststadt“ hat Mayer schon früh das Bewußtsein dafür geschaffen, dass der kunsthistorische Wert der Stadt Bamberg nicht nur in der Ansammlung vieler Kirchen, sondern in ihrer gut erhaltenen Gesamtstruktur liegt.
Auch heute liest man seine Bücher gerne. Man erlebt es selten, dass Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen so elegant formuliert sind, wie bei Mayer zu lesen.
Heinrich Mayer entstammt einer traditionsreichen Bamberger Beamtenfamilie, sein Vater Franz Mayer (1834-1911) war Bezirks-Ingenieur für Kanal-und Bahnbauten. Zu seinen Vorfahren väterlicherseits zählen der Bamberger Ratsherr, Stadtbaumeister und Bürgermeister Philipp Mayer (1741-1815), der fürstbischöflich bambergische Hofkammerrat Josef Franz-Anton Mayer (1772-1813), der Privatgelehrte Dr. iur. Philipp Anton Mayer (1807-1857), der sich bereits intensiv mit der Bamberger Geschichte befasst hatte („Münzkunde Bambergs im Mittelalter“, 1844). Der bedeutendste Vorfahr mütterlicherseits war der Präsident des Appellationsgerichts in Würzburg und Neuburg/Donau Georg Michael von Weber (1768-1845).
Am 26. Oktober 1881 wurde Heinrich Mayer in Nürnberg geboren und besuchte dort das Gymnasium. Er begann 1899 in München mit Studium der Architektur, wechselte aber bald zu Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte und ging nach Bonn und Freising. 1905 wurde Mayer zum Priester geweiht und wirkte im süddeutschen Raum einige Jahre lang in der Seelsorge. Parallel dazu widmete er sich wissenschaftlichen Forschungen und promovierte 1911. Als Privatdozent an der Theologischen Fakultät der Uni München wurde er 1914 habilitiert. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Mayer 1918 zum außerordentlichen und 1925 zum ordentlichen Professor für Pädagogik und Katechetik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg ernannt. Es wäre interessant zu ergründen, ob der Lehrauftrag für Kunstgeschichte, den er gleichzeitig wahrnahm, ihm wegen seines besonderen Interesses an diesem Thema auf seinen eigenen Wunsch hin übertragen worden ist. 1930 wurde er Rektor der Bamberger Hochschule, von 1933 bis 1942 war er ihr Prorektor, 1946 wurde er emeritiert. Seitdem wirkte er als Denkmalpfleger für den Landkreis Bamberg. 1952 wurde Mayer zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt, 1953 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Am 15. Februar 1957 starb Heinrich Mayer. Er wurde auf dem Bamberger Hauptfriedhof begraben.
Mayer war ein vielseitig begabter und höchst engagierter Wissenschaftler. Er wirkte an allen wichtigen theologischen Großlexika seiner Zeit mit (Lexikon für Theologie und Kirche, Lexikon für Pädagogik der Gegenwart, Lexikon Religion in Geschichte und Gegenwart).
In Bamberg forschte und publizierte er über die Geschichte einzelner Gebäude wie das „Institut der englischen Fräulein zu Bamberg“ (1927), die „Obere Pfarrkirche zu Bamberg“ (1929, 1939), der „Dom zu Bamberg“ (1935, 1936, 1938, 1951), die „St. Michaelskirche“ (1939) etc.
Kleineren Abhandlungen über die Gesamtstadt Bamberg (1930, 1941) folgte das umfassende Buch „Bamberg als Kunststadt“ (1955), in dem er seine bisherigen Forschungen zusammenfasste. Mayer war ein begabter Zeichner und so konnte er dieses Buch mit eigenen Zeichnungen und Aquarellen ausstatten. Auch die Fotos hat er selbst aufgenommen.
Mit seinen Büchern schuf Heinrich Mayer das wissenschaftliche Fundament für die dauerhafte Bewahrung des Stadtdenkmals von Bamberg. Seine Verdienste um die allgemeine Wertschätzung von „Bamberg als Kunststadt“ sind nicht hoch genug einzuschätzen. Ohne Mayer wären wir nicht da, wo wir heute sind. Wenn wir alle, Einheimische und Touristen, uns heute am historischen Stadtbild Bambergs erfreuen dürfen, dann verdanken wir das auch den kunsthistorischen Forschungen von Heinrich Mayer.

Der Historische Verein regt zusammen mit den denkmalschützenden Vereinen Bambergs an, daß das Grab von Prof. Dr. Heinrich Mayer (1881- 1957) zum Ehrengrab der Stadt Bamberg erhoben wird.

von Dr. Norbert Ruß

Seit 1982 unterhält und pflegt der Historische Verein Bamberg, eingedenk seiner Verdienste um Bamberg und den HV, die Grabstätte im Friedhof. Es wäre an der Zeit, daß sich Bamberg dankbar an seinen großen Sohn erinnert, dessen Arbeit nicht zuletzt den Tourismusboom der heutigen Tage ausgelöst hat und der Stadt neben dem Renommee‘ als Welterbe auch eine weiter Lebensgrundlage gebracht hat und ihm zumindest ein Ehrengrab zuerkennt.

Lesen Sie auch die Kurzbiographie im 141. Bericht des Historischen Vereins.