Aus fränkischen Küchen auf den Tisch
Küchengeschirr und Tischkultur
von der Jungsteinzeit
bis ins 20. Jahrhundert
Eine Ausstellung des Historischen Vereins im Historischen Museum der Stadt Bamberg
16. April bis 6. November 2011
Die Frage nach dem Essen begleitet die Menschen seit Anbeginn ihrer Existenz. Ausschlaggebend ist dabei das zur Verfügung stehende Angebot. Mit fortschreitender Zivilisation gewann auch die Art der Zubereitung sowie der Vorgang der Nahrungsaufnahme an Bedeutung. Die dafür nötigen Hilsmittel wie Kochgeschirr, Spieße, Teller, Schüsseln, Trinkgefäße, Gewürze und Besteck erfuhren zunehmend Verbesserungen und Verfeinerungen.
Die Umstellung vom Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht brachte eine entscheidende Ernährungsumstellung mit sich. Neben Fleisch wurden Getreide und Hülsenfrüchte zur Grundnahrung des Menschen. Mit der Erfindung des Mahlsteins in der Jungsteinzeit gelangte das Getreide als Suppe oder Brei auf den frühgeschichtlichen Speiseplan. Getreidemus, -suppe, -brei oder Grütze waren noch bis in die Frühe Neuzeit der Hauptbestandteil des Speiseplans. In ärmeren Bevölkerungsschichten blieben sie das zum Teil bis ins. 18. Jahrhundert.
Gekocht wurde in einem übers Feuer gehängten Kessel oder auf gemauerten Herden von knöchelhoch bis auf die heute übliche Höhe von Arbeitsflächen. Töpfe, wie sie auch in der Ausstellung zu sehen sind, standen noch bis ins 18. Jahrhundert direkt in der Glut oder auf eisernen Gestellen unmittelbar darüber. Über Geschirr, Besteck und Tafelschmuck geben in erster Linie Gemälde Auskunft.
Wie eine mittelalterliche Küche aussah und welche Utensilien dazu gehörten, zeigt ein ausgestelltes Küchenmodell. Was und wie viel auf den Tisch kam, hing ganz erheblich vom Vermögen und lange auch von der ständischen Zugehörigkeit ab. Grillen und Braten im Backofen waren eher im städtischen Milieu und der Oberschicht anzutreffen. Weniger begüterte Menschen konnten sich den Genuss von Fleisch nur selten leisten. Sie mussten sich mit gekochtem Schweinespeck und Schweinewürsten sowie Schaf- und Ziegenfleisch begnügen. Das Geflügel, das die ländliche Bevölkerung aufzog, war zum Großteil zur Naturalabgabe bestimmt.
Im Laufe der Frühen Neuzeit kamen zahlreiche neue Nahrungsmittel nach Europa, die die Essgewohnheiten stark veränderten. Dazu gehören Kaffee, Tee und Schokolade genauso wie Tomaten, Paprika und die in ganz Europa verbreitete Kartoffel, die heute an sich oder in den zahlreichen Zubereitungen (Klöße, Pommes frites, Reibekuchen bzw. "Baggäs", Kroketten, Kartoffelbrei) nicht mehr von unserem Speiseplan wegzudenken ist.
Bis ins 17. Jahrhundert orientierte sich die bürgerliche Bevölkerung am Adel. Erst um 1700 wurde es üblich, dass jeder einen eigenen Teller benutzte, sofern nicht aus einer gemeinsamen Schüssel gegessen wurde. Eine kleine Auswahl dessen, was im 18. und 19. Jahrhundert an Gläsern, Porzellan, Besteck und Tischwäsche auf Bambergs Tischen stand, zeigt die Ausstellung. Auch typische Küchengerätschaften wie Siebe oder Kupferformen und Backmodeln sind zu sehen. Außerdem wird die Entwicklung von Kochbüchern greifbar und als besonderes Highlight zeigt der Historische Verein Objekte aus seiner Sammlung zu Bamberger Gasthäusern.
Die Ausstellung wurde von Sibylle Ruß, Marina Scheinost und Nelo Lohwasser konzipiert und durchgeführt.
Matinée am Museumstag, Sonntag, 15. Mai 2011, 11:00 Uhr.
Öffnungszeiten: 16. April bis 6. November 2011, Di-So 09:00-17:00 Uhr, Historisches Museum der Stadt Bamberg.
Führungen nach Voranmeldung (0951/871143).
Mitglieder des Historischen Vereins haben bei Vorlage der Mitgliedskarte freien Eintritt.