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Kurzbiographien bedeutender Vereinsmitglieder

DR. HANS BURKARD (1888–-1969)
ARCHIVAR UND VEREINSVORSITZENDER

von LOTHAR BRAUN in BHVB 141 (2005) 148–-151
Die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Historischen Verein Bamberg wurden vor allem von einer Persönlichkeit geprägt, die es verstand, den Verein trotz der wirtschaftlich sehr schlechten Zeiten zu hoher Blüte zu bringen. Dies war Dr. Hans Burkard. Da er nie ein großes Aufsehen um sich machte, ist es später, auch nach seiner Rückkehr nach Bamberg, um ihn sehr still geworden, selbst im Historischen Verein, der ihm die Herausgabe seiner wohl bedeutendsten Veröffentlichung verdankt.
Johann Heinrich Burkard entstammt einer im Taunus beheimateten Metzgerfamilie. Er wurde am 26. Oktober 1888 in Mainz geboren, wohin sein Vater in jungen Jahren verzogen war und wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er ab 1908 zunächst Theologie an der Universität Innsbruck und dann von 1909 bis 1914 in Straßburg und Würzburg Geschichte, Historische Hilfswissenschaften, Kunstgeschichte sowie Französisch. Erstmals führte ihn der Weg 1913/14 nach Bamberg, wo er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Gesellschaft für fränkische Geschichte Quelleneditionen bearbeitete. Verzögert durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er erst am 15. Juli 1920 an der Universität Würzburg mit einer Dissertation über „Kurfürst Casimir von Mainz und seine Politik zum Regensburger Kurfürstentag 1630“ zum Dr. phil. promoviert. Am 30. November 1920 begann er mit dem archivarischen Vorbereitungsdienst in Bamberg und München. Nach der Staatsprüfung für den höheren Archivdienst, die er im November 1922 in München ablegte, wurde er ab 11. Januar 1923 dem Staatsarchiv Bamberg zugewiesen, von wo er 1930 an das Staatsarchiv Würzburg versetzt wurde. Nach dreijähriger Tätigkeit am Bayerischen Hauptstaatsarchiv ab 1934 kehrte er 1937 als Vorstand an seine Würzburger Behörde zurück. Hier oblagen ihm umfangreiche Sicherungsmaßnahmen seit Beginn des Krieges. Die in Würzburg verbliebenen Bestände wie auch die Archivräume in der Residenz wurden beim großen Angriff auf Würzburg am 16. März 1945 ein Raub der Flammen. Er selbst verlor dabei sein ganzes persönliches Hab und Gut. Für den auf die Sechzig zugehenden Mann mag die Berufung an das nichtzerstörte Staatsarchiv Amberg trotz aller eingetretenen Verluste die Rückkehr in eine „heile Welt“ gewesen sein. Nach seiner 1953 erfolgten Pensionierung verzog er wieder nach Bamberg, der Heimat seiner Frau.
Hans Burkards Beziehungen zum Historischen Verein gehen auf erste Kontakte vor dem Ersten Weltkrieg zurück, in welcher Zeit Professor Dürrwaechter eine grundlegende Reform des altersschwach gewordenen Vereins durchgeführt hatte. Am 13. März 1913 hielt er einen Vortrag über „Leopold Westen, Skizzen zu seiner Biographie“. 1921 trat er dem Verein als Mitglied bei. In den Vereinsausschuß wurde er am 10. April 1923 berufen und am 8. Februar 1924 zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Nach der durch die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse nur eingeschränkt möglichen Vereinstätigkeit konnte Burkard ab dem Jahr 1924 durch hochrangige Veranstaltungen auch in der Bamberger Öffentlichkeit auf die Ziele des Vereins aufmerksam machen. Dies gilt vor allem für die zum Heinrichsjubiläum 1924 vom Verein durchgeführte Ausstellung von 27 Urkunden Kaiser Heinrichs II. und die 850-Jahrfeier der Zisterzienserabtei Ebrach 1928, zu welcher der Verein mit einem Sonderzug anreiste. Ebenfalls 1928 fand eine zehntägige Studienfahrt nach Kärnten zu den dortigen ehemals bambergischen Besitzungen statt, die sich als erster Schritt zur Wiederaufnahme alter historischer Verbindungen nach dem Zweiten Weltkrieg erweisen sollte. Neben den schon bisher üblichen jährlichen Studienfahrten in die fränkischen Teile des Hochstifts wurden auch weiter entfernte Ziele, z. B. 1929 Naumburg a. d. Saale, Schulpforta und die Rudelsburg, aufgesucht. Außerdem wurden Wanderungen in die nähere Umgebung von Bamberg, Sprechabende und sogenannte volkstümliche Abende eingeführt, um die Mitglieder und deren Familien auch gesellschaftlich einander näher zu bringen.
Die durch die Inflationszeit zum Erliegen gekommene Herausgabe jährlicher Veröffentlichungen wurde 1925 mit dem 78. Bericht wieder aufgenommen. Zwei Jahre später nahm sich der Verein der „Territorienbildung am Obermain“ von Erich Freiherr von Guttenberg an, die auf XVIII und 539, insgesamt also 557 Seiten im 79. Bericht veröffentlicht wurde. Die Publikation dieses für viele Jahrzehnte bahnbrechenden Werkes brachte den Verein allerdings an die Grenzen seiner Finanzkraft und führte dazu, daß – auch wegen der zwischenzeitlich eingetretenen Weltwirtschaftskrise – die folgenden Berichte nur einen geringen Umfang aufwiesen. Die von Paul Köttnitz als volkstümliches Vereinsorgan 1920 begründeten Heimatblätter wurden ebenfalls 1924 mit der Heinrichs-Festschrift fortgesetzt, die Reihe endete aber schon mit der Ebrach-Festschrift 1927 und konnte aus finanziellen Gründen auch später nicht wiederaufgenommen werden. Als Burkard am 31. März 1930 wegen Versetzung sein Vorstandsamt abgab, wurden seine Verdienste um den Verein durch die Ernennung zum Ehrenmitglied anerkannt.
Bei seiner Rückkehr nach Bamberg 1954 legte er keineswegs die Hände in den Schoß. Er übernahm zunächst als Freundesdienst die Endredaktion für das Buch „Bamberg als Kunststadt“ von Heinrich Mayer, der dazu wegen eines schweren Verkehrsunfalls nicht mehr in der Lage war. Dadurch konnte das für Bambergs Kunst grundlegende Werk 1955 erscheinen. Dann knüpfte er an seine Schriftleitertätigkeit der Vorkriegszeit an, in der er zusammen mit Josef Maria Ritz Herausgeber der „Bamberger Blätter für fränkische Kunst und Geschichte“, einer Beilage zum Bamberger Volksblatt, sowie der „Bamberger Hefte für fränkische Kunst und Geschichte“ war. Nun nahm er 1960 die Schriftleitung der Zeitungsbeilage „Fränkisches Land“ bis zu deren vorläufiger Einstellung 1963 in die Hand. Bereits seit 1955 hatte er die schon begonnenen Arbeiten für einen neuen „Realschematismus des Erzbistums Bamberg“ fortgeführt, dessen erster Band 1960 erscheinen konnte. Noch vor Abschluß des zweiten Bandes nahm ihm am 23. Februar 1969 der Tod die Feder aus der Hand.