Kurzbiographien bedeutender Vereinsmitglieder
JOSEPH HELLER, (1798-1849)
GRAPHIKSAMMLER UND FORSCHER
von BERNHARD SCHEMMEL in BHVB 141 (2005) 177-180Briefe an die Graphische Sammlung Joseph Heller oder an Herrn Joseph Heller selbst sind selten geworden. Heute werden Anfragen selbstverständlich per Telefon oder e-Mail an den betreffenden Adressaten gerichtet und damit kann der natürlich nicht dienen. Joseph Heller und seine Sammlung sind aber auch außerhalb Bambergs den Spezialisten als vielfach unverzichtbar bekannt, und seine Publikationen geben Hinweise auf die Bestände.
Heller wurde am 22. September 1798 im Haus Untere Brücke 2 in Bamberg geboren und starb am 4. Juni 1849. Die Tafel am Geburtshaus hält die Erinnerung an ihn und seine Verdienste für Bamberg fest. Dem Sohn eines Tuchhändlers war es nicht in die Wiege gelegt, daß er als Graphiksammler und -forscher die Kunst- und Kulturgeschichte seiner Vaterstadt entscheidend prägen sollte. Vielmehr sollte er, früh verwaist, nach dem Willen der Verwandten eine bürgerliche Existenz begründen. Deshalb wurde er nach zwei Bamberger Schuljahren in eine Handelslehre nach Nürnberg gegeben. Dort freilich empfing er die entscheidende Anregung und Prägung, sein Leben fortan der Pflege der Kunst zu widmen, wurde er zum Graphiksammler. Seine Sammlung sollte ein Gesamtbild der Kunst in ihrer Entwicklungsgeschichte bieten.
In Bamberg öffnete ihm der Bibliothekar Heinrich Joachim Jaeck die reichen Schätze der Kgl. Bibliothek (heute Staatsbibliothek) und bestimmte ihn erst darin, sein Wissen nicht allein für sich anzusammeln. Er beteiligte ihn an der großen Aufgabe des Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, und bald trat Heller mit eigenen Publikationen zum Werk von Lukas Cranach d. Ä. (1821, 2. Aufl. 1844) und zu Albrecht Dürer (1827) an die Öffentlichkeit. Bei der Druckgraphik beider Künstler fehlte Heller denn auch kaum etwas, während die angeblichen Originale Dürers später fast ganz anderen Künstlern zugewiesen werden mußten. Ganz modern ist der rezeptionsgeschichtliche Ansatz, auch die Kopien zu sammeln und sie den Originalen zuzuordnen. Den für Dürers Leben selbst vorgesehenen Band hat Heller freilich nicht publiziert, er ist bis heute nur als Manuskript überliefert.
Ein Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexikon der vorzüglichsten und beliebtesten Kupferstecher, Formschneider und Lithographen (1823), eine Geschichte der Holzschneidekunst (1823) und ein Monogrammen-Lexikon (1831) sind für die damalige Zeit außerordentliche Leistungen. Mag man heute den Mut bewundern den Rang des Kupferstich-Handbuchs erweist noch die dritte, von Andreas Andresen (1830-1871/73) vollständig umgearbeitete und von Joseph Eduard Wessely (1826-1895) vollendete Auflage der Jahre 1870-1873. Heller hat sich also auf einem Teilgebiet der erst entstehenden Kunstgeschichtswissenschaft ausgezeichnet.
Wie die Publikationen Hellers in erster Linie aus den eigenen Sammlungen erarbeitet sind, so auch die knappen Zusammenstellungen topographischer Ansichten Bambergs und des ehemaligen Fürstbistums (1841) und der Bambergischen Porträts (1845-1847). Sie sind immer noch unverzichtbare Hilfsmittel, auch wenn es zur Topographie Bambergs weiterführende und ergänzende Publikationen gibt. Dringend geboten wären Bildpublikationen, die heute mit modernen Medien nicht mehr so aufwendig sein müssen und keine ausführlichen Beschreibungen brauchen.
Der Bambergischen Kultur- und Kunstgeschichte widmete Heller eine Fülle von weiteren Publikationen. Trotz mancher nicht zu übersehender Flüchtigkeiten ist die Zeit über sie kaum hinweg gegangen. Geradezu eine kulturgeschichtliche Quelle ist das Taschenbuch von Bamberg (1831). Das topographische Lexikon Muggendorf und seine Umgebungen (1829, 2. Aufl. 1842) hat trotz einer gewissen Sprödigkeit 150 Jahre nach der Erstpublikation einen Reprint erfahren; hier kommt der Name Fränkische Schweiz zum ersten Mal in einem Buchtitel vor.
Erwähnt seien auch Hellers Aktivitäten hinsichtlich der Vorzeit, bei Ausgrabungen; eine entsprechende Sammlung ist nach seinem Tod verkauft worden.
War Heller von Haus aus nicht unbegütert, so reichten die Mittel im Laufe der Jahre dennoch nicht mehr aus, und er versuchte, dies durch rastlose Schriftstellertätigkeit auszugleichen. Die Leistung, eine eigene Graphiksammlung zusammengebracht zu haben, ist immer noch höchst erstaunlich, auch wenn der Vergleich zumal was die Qualität und den Zustand der Blätter anbelangt mit anderen, oft fürstlichen Sammlungen nicht angebracht ist. Heller wollte sie seiner Vaterstadt erhalten und öffentlich zugänglich gemacht wissen. Sie sollte nicht geschmälert werden, und so ist es ungewöhnlich, daß vor einigen Jahren eine bedeutende Miniaturhandschrift auf den Markt kam, die einmal in seiner Hand gewesen war.
In seinem Testament hat Heller seine Bücher und Bilder der Kgl. Bibliothek zu Bamberg zugedacht, und diese hat das Erbe angenommen, ja sogar (was heute nicht recht denkbar erscheint) einen Bestand an 28 liturgischen Handschriften zur Befriedigung ausgesetzter Legate geopfert. Ausdrücklich verband Heller mit der Stiftung die Auflage, daß diese Sammlung einzig für Bamberg auf alle Zeit bestimmt bleiben soll. Das Schicksal der Sammlung Martin von Reiders (1793-1862), die in das Bayerische Nationalmuseum München einging, ist damit verhindert worden. Bis heute unterstützt die Stadt Bamberg die Sammlung Heller in der Staatsbibliothek mit einem jährlichen Zuschuß.
Die Vervollständigung und Fortführung erfolgt heute im wesentlichen nach regionalen Gesichtspunkten, stößt freilich an enge Grenzen. Bereits im 19. Jahrhundert bereicherten sie die Sammlungen des Zeichenlehrers Berthold Joseph Krug (1810-1885) und die (freilich separat aufgestellte) Emil Freiherr Marschalks von Ostheim (1841-1903). Dagegen ging die Bamberg-Sammlung von Max Federlein (1872-1953) an das Historische Museum der Stadt Bamberg. In unserer Zeit kamen Karlheinz Bauers (1925-1976) Graphik zur Fränkischen Schweiz, die Sammlung Franz Friedrichs (1907-1994) und die Bambergensien- bzw. Andachtsgraphiksammlung Johann Adam Meisenbachs (1892-1959) zur Hellerschen Graphik hinzu. Auch der Photographie wurde vor allem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wachsende Bedeutung zuerkannt.
Die Graphische Sammlung des Historischen Vereins Bamberg, bei dem er 18301833 die Aufgabe eines Conservators und 18481849 die eines Bibliothekars wahrnahm, ist seit 1967 Depositum in der Staatsbibliothek. Diesem Verein war, so der beste Kenner Friedrich Leitschuh, Heller nicht nur eine eminente Stütze, sondern er hat ihm unendlich viel zu verdanken (wenngleich die Aktivitäten Hellers für den Kunstverein wohl überwogen). Der Historische Verein hat schließlich auch die Verzeichnisse der Bambergischen topographischen Abbildungen und der Porträts in seinen Berichten publiziert.
Bamberger Bibliothekare haben sich entscheidend für die Graphische Sammlung Joseph Heller engagiert, am meisten Friedrich Leitschuh, auch bei der Aufbereitung für die Öffentlichkeit in Ausstellungen, Vorträgen und Publikationen. Für die Verzeichnung hat man im wesentlichen die Publikationen Hellers zugrundegelegt, diesen durch Signatur-Einträge die Funktion von Repertorien verliehen. Auf diese Weise lebt Joseph Heller in seiner Graphik, seinen Büchern und seinen Katalogen fort. Daß er die Sammlung zu seinen Lebzeiten und vor allem in den letzten Jahrzehnten eher unter Verschluß hielt, mag an den schwindenden Geldmitteln gelegen haben, die eine gastfreundliche Aufnahme nicht mehr erlaubten. Schließlich galt er sogar als Sonderling. Man sollte ihn aber eher an seinem Bibliothekszeichen messen, das der Zeichner, Radierer und Restaurator Friedrich Karl Rupprecht (1779-1831), dessen Bestände zumindest teilweise in die Hellers eingegangen sein dürften, in Holz geschnitten hatte: Um die Initialen J. H. zeigt das Signet das humanistisch geprägte Sibi et amicis.
Heller wurde am 22. September 1798 im Haus Untere Brücke 2 in Bamberg geboren und starb am 4. Juni 1849. Die Tafel am Geburtshaus hält die Erinnerung an ihn und seine Verdienste für Bamberg fest. Dem Sohn eines Tuchhändlers war es nicht in die Wiege gelegt, daß er als Graphiksammler und -forscher die Kunst- und Kulturgeschichte seiner Vaterstadt entscheidend prägen sollte. Vielmehr sollte er, früh verwaist, nach dem Willen der Verwandten eine bürgerliche Existenz begründen. Deshalb wurde er nach zwei Bamberger Schuljahren in eine Handelslehre nach Nürnberg gegeben. Dort freilich empfing er die entscheidende Anregung und Prägung, sein Leben fortan der Pflege der Kunst zu widmen, wurde er zum Graphiksammler. Seine Sammlung sollte ein Gesamtbild der Kunst in ihrer Entwicklungsgeschichte bieten.
In Bamberg öffnete ihm der Bibliothekar Heinrich Joachim Jaeck die reichen Schätze der Kgl. Bibliothek (heute Staatsbibliothek) und bestimmte ihn erst darin, sein Wissen nicht allein für sich anzusammeln. Er beteiligte ihn an der großen Aufgabe des Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, und bald trat Heller mit eigenen Publikationen zum Werk von Lukas Cranach d. Ä. (1821, 2. Aufl. 1844) und zu Albrecht Dürer (1827) an die Öffentlichkeit. Bei der Druckgraphik beider Künstler fehlte Heller denn auch kaum etwas, während die angeblichen Originale Dürers später fast ganz anderen Künstlern zugewiesen werden mußten. Ganz modern ist der rezeptionsgeschichtliche Ansatz, auch die Kopien zu sammeln und sie den Originalen zuzuordnen. Den für Dürers Leben selbst vorgesehenen Band hat Heller freilich nicht publiziert, er ist bis heute nur als Manuskript überliefert.
Ein Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexikon der vorzüglichsten und beliebtesten Kupferstecher, Formschneider und Lithographen (1823), eine Geschichte der Holzschneidekunst (1823) und ein Monogrammen-Lexikon (1831) sind für die damalige Zeit außerordentliche Leistungen. Mag man heute den Mut bewundern den Rang des Kupferstich-Handbuchs erweist noch die dritte, von Andreas Andresen (1830-1871/73) vollständig umgearbeitete und von Joseph Eduard Wessely (1826-1895) vollendete Auflage der Jahre 1870-1873. Heller hat sich also auf einem Teilgebiet der erst entstehenden Kunstgeschichtswissenschaft ausgezeichnet.
Wie die Publikationen Hellers in erster Linie aus den eigenen Sammlungen erarbeitet sind, so auch die knappen Zusammenstellungen topographischer Ansichten Bambergs und des ehemaligen Fürstbistums (1841) und der Bambergischen Porträts (1845-1847). Sie sind immer noch unverzichtbare Hilfsmittel, auch wenn es zur Topographie Bambergs weiterführende und ergänzende Publikationen gibt. Dringend geboten wären Bildpublikationen, die heute mit modernen Medien nicht mehr so aufwendig sein müssen und keine ausführlichen Beschreibungen brauchen.
Der Bambergischen Kultur- und Kunstgeschichte widmete Heller eine Fülle von weiteren Publikationen. Trotz mancher nicht zu übersehender Flüchtigkeiten ist die Zeit über sie kaum hinweg gegangen. Geradezu eine kulturgeschichtliche Quelle ist das Taschenbuch von Bamberg (1831). Das topographische Lexikon Muggendorf und seine Umgebungen (1829, 2. Aufl. 1842) hat trotz einer gewissen Sprödigkeit 150 Jahre nach der Erstpublikation einen Reprint erfahren; hier kommt der Name Fränkische Schweiz zum ersten Mal in einem Buchtitel vor.
Erwähnt seien auch Hellers Aktivitäten hinsichtlich der Vorzeit, bei Ausgrabungen; eine entsprechende Sammlung ist nach seinem Tod verkauft worden.
War Heller von Haus aus nicht unbegütert, so reichten die Mittel im Laufe der Jahre dennoch nicht mehr aus, und er versuchte, dies durch rastlose Schriftstellertätigkeit auszugleichen. Die Leistung, eine eigene Graphiksammlung zusammengebracht zu haben, ist immer noch höchst erstaunlich, auch wenn der Vergleich zumal was die Qualität und den Zustand der Blätter anbelangt mit anderen, oft fürstlichen Sammlungen nicht angebracht ist. Heller wollte sie seiner Vaterstadt erhalten und öffentlich zugänglich gemacht wissen. Sie sollte nicht geschmälert werden, und so ist es ungewöhnlich, daß vor einigen Jahren eine bedeutende Miniaturhandschrift auf den Markt kam, die einmal in seiner Hand gewesen war.
In seinem Testament hat Heller seine Bücher und Bilder der Kgl. Bibliothek zu Bamberg zugedacht, und diese hat das Erbe angenommen, ja sogar (was heute nicht recht denkbar erscheint) einen Bestand an 28 liturgischen Handschriften zur Befriedigung ausgesetzter Legate geopfert. Ausdrücklich verband Heller mit der Stiftung die Auflage, daß diese Sammlung einzig für Bamberg auf alle Zeit bestimmt bleiben soll. Das Schicksal der Sammlung Martin von Reiders (1793-1862), die in das Bayerische Nationalmuseum München einging, ist damit verhindert worden. Bis heute unterstützt die Stadt Bamberg die Sammlung Heller in der Staatsbibliothek mit einem jährlichen Zuschuß.
Die Vervollständigung und Fortführung erfolgt heute im wesentlichen nach regionalen Gesichtspunkten, stößt freilich an enge Grenzen. Bereits im 19. Jahrhundert bereicherten sie die Sammlungen des Zeichenlehrers Berthold Joseph Krug (1810-1885) und die (freilich separat aufgestellte) Emil Freiherr Marschalks von Ostheim (1841-1903). Dagegen ging die Bamberg-Sammlung von Max Federlein (1872-1953) an das Historische Museum der Stadt Bamberg. In unserer Zeit kamen Karlheinz Bauers (1925-1976) Graphik zur Fränkischen Schweiz, die Sammlung Franz Friedrichs (1907-1994) und die Bambergensien- bzw. Andachtsgraphiksammlung Johann Adam Meisenbachs (1892-1959) zur Hellerschen Graphik hinzu. Auch der Photographie wurde vor allem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wachsende Bedeutung zuerkannt.
Die Graphische Sammlung des Historischen Vereins Bamberg, bei dem er 18301833 die Aufgabe eines Conservators und 18481849 die eines Bibliothekars wahrnahm, ist seit 1967 Depositum in der Staatsbibliothek. Diesem Verein war, so der beste Kenner Friedrich Leitschuh, Heller nicht nur eine eminente Stütze, sondern er hat ihm unendlich viel zu verdanken (wenngleich die Aktivitäten Hellers für den Kunstverein wohl überwogen). Der Historische Verein hat schließlich auch die Verzeichnisse der Bambergischen topographischen Abbildungen und der Porträts in seinen Berichten publiziert.
Bamberger Bibliothekare haben sich entscheidend für die Graphische Sammlung Joseph Heller engagiert, am meisten Friedrich Leitschuh, auch bei der Aufbereitung für die Öffentlichkeit in Ausstellungen, Vorträgen und Publikationen. Für die Verzeichnung hat man im wesentlichen die Publikationen Hellers zugrundegelegt, diesen durch Signatur-Einträge die Funktion von Repertorien verliehen. Auf diese Weise lebt Joseph Heller in seiner Graphik, seinen Büchern und seinen Katalogen fort. Daß er die Sammlung zu seinen Lebzeiten und vor allem in den letzten Jahrzehnten eher unter Verschluß hielt, mag an den schwindenden Geldmitteln gelegen haben, die eine gastfreundliche Aufnahme nicht mehr erlaubten. Schließlich galt er sogar als Sonderling. Man sollte ihn aber eher an seinem Bibliothekszeichen messen, das der Zeichner, Radierer und Restaurator Friedrich Karl Rupprecht (1779-1831), dessen Bestände zumindest teilweise in die Hellers eingegangen sein dürften, in Holz geschnitten hatte: Um die Initialen J. H. zeigt das Signet das humanistisch geprägte Sibi et amicis.