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Kurzbiographien bedeutender Vereinsmitglieder

CASPAR ANTON SCHWEITZER (1806–-1866)

von HORST GEHRINGER in BHVB 141 (2005) 256–-259
Am 28. März 1806 wurde Caspar Anton Schweitzer in Bamberg geboren. Er war der dritte Sohn des Bäckermeisters Johann C. Schweitzer im Steinweg (heute: Untere Königstr. 40). Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Theologie. Am 24. April 1831 weihte ihn Erzbischof Joseph Maria Johann Nepomuk von Fraunberg (1768–-1842) zum Priester. Schon während seiner Studienzeit beschäftigte sich Schweitzer neben der Theologie mit historischen Themen. Damit stand Schweitzer in einem Trend seiner Zeit, in der historische Forschung gerade in den Kreisen des Bildungsbürgertums auf große Resonanz stieß. Ein Jahr vor Schweitzers Priesterweihe wurde in Bamberg der Historische Verein gegründet. Mit den Gründungen historischer Vereine aber war von Seiten des bayerischen Königs Ludwig I. (1825–-1848) auch eine staatspolitische, herrschaftsstabilisierende Funktion verbunden. Die Rückbesinnung auf die Geschichte sollte ein einheitliches bayerisches Staatsbewußtsein schaffen und den Patriotismus der Untertanen stärken. Deutlich sichtbar wurde diese Politik u. a. durch das neue bayerische Wappen mit seiner Visualisierung der Pfalz, Frankens, Schwabens und Altbayerns in den Wappenfeldern, aber auch durch die Umbenennung der bisher nach Flüssen bezeichneten Kreise. 1838 erhielt der bisherige Obermainkreis die Bezeichnung Oberfranken.
Nach seiner Priesterweihe war Schweitzer als Kooperator und Pfarrverweser in Hirschaid (1831–-1832), Stadelhofen (1832), Neunkirchen am Brand (1833) und schließlich ab September 1834 in Bamberg (St. Gangolf) tätig. Nachdem der bisherige Lokalkaplan in der Wunderburg, Friedrich Leppert, zum Pfarrer von St. Gangolf ernannt worden war, wurde Schweitzer 1837 zum Nachfolger Lepperts als Curatus in der Wunderburg ernannt. Nach der Beförderung Lepperts zum Domkapitular folgte ihm wiederum Schweitzer 1848 als Pfarrer von St. Gangolf. Sein besonderes Augenmerk galt schon während seiner Zeit in der Wunderburg dem Schulwesen. Bis 1856 war er als Stadtschulen-Referent tätig. Aber auch in seiner Pfarrei widmete er sich mit Erfolg diesem Bereich. So wurde in der Wunderburg die bestehende Schule um ein zweites Stockwerk wegen der gestiegenen Schülerzahlen erweitert. Seit 1864 wirkten hier auch die Englischen Fräulein, die am 4. Juli mit der Trennung in eine Knaben- und Mädchenschule die bisherigen Lehrer für die weibliche Schuljugend ersetzten. Er gewann die kinderlose Klara Schmitt, geb. Ebert, für die Stiftung eines Legats von 2 000 fl. für den Fond einer Kleinkinderbewahranstalt für den östlich der Regnitz gelegenen II. Distrikt der Stadt Bamberg. Diese Stiftung erhöhte er aus eigenen Mitteln um weitere 200 fl.
Ein weiteres Anliegen war die Pflege und Verschönerung der ihm anvertrauten Gotteshäuser in St. Gangolf und in der Wunderburg. Schweitzer verfolgte damit nicht zuletzt auch die Absicht, die Anhänglichkeit der Pfarrangehörigen an „ihre“ Kirche zu vertiefen bzw. diese auch bei vielen, die eher zur ehemaligen Pfarrkirche St. Martin hin orientiert waren, erst zu erzeugen. Sein Pfarramt und die damit verbundenen administrativen Aufgaben versah der Geistliche offenbar mit großer Sorgfalt. Daneben war er als Mitglied des Armenpflegschaftsrates der Stadt auch im sozialen Bereich engagiert.
Schweitzer fand aber trotz der Tätigkeit als Seelsorger Zeit zu wissenschaftlichen Studien. Sein besonderes Interess galt dabei seit seiner Schulzeit der Geschichte. Bereits 1835 wurde er Mitglied des Historischen Vereins, schließlich Mitglied des Vereinsausschusses und Kassier. In den folgenden Jahren widmete sich Schweitzer diesen Studien mit großer Intensität. Er verfaßte zahlreiche Veröffentlichungen angefangen von Quelleneditionen bis hin zu einer ganzen Anzahl von Aufsätzen zu Themen aus der fränkischen Landesgeschichte, vor allem aber der Bamberger Geschichte. Die Liste seiner Publikationen, die zum überwiegenden Teil in den Berichten des Historischen Vereins Bamberg, aber auch beim Historischen Verein in Bayreuth erschienen, umfaßt außer den gedruckten Titeln weitere 38 (!) handschriftliche Arbeiten. Bei einer dieser Arbeiten handelt es sich um ein Manuskript, das sich im Archiv der Pfarrei Maria Hilf/St.Wolfgang befindet und die Vorarbeiten zu einer Geschichte dieses Stadtteils beinhaltet.
Schweitzer setzte sich bei seinen Arbeiten gründlich mit den Unterlagen in den Bamberger Archiven und Bibliotheken auseinander und arbeitete akribisch unter Angabe der von ihm verwendeten Quellen. In seinem Testament vermachte er dem Historischen Verein Bamberg ein Legat von 200 fl., aus dessen Erträgen Bücher beschafft werden sollten. Seine Studien, die ihn auch nach München führten, brachten ihm eine Reihe von Bekanntschaften, so z. B. mit dem Vorstand des Reichsarchivs in München oder in Bamberg mit dem Mediziner Dr. von Schönlein. Mit Schönlein verband ihn das Interesse an der Obstbaumzucht und Obstbaumveredelung, mit der sich Schweitzer in seiner Freizeit ebenso wie mit der Bienenzucht beschäftigte. Sein Engagement als Seelsorger wie auch als Wissenschaftler genoß hohes Ansehen. Dies war letztlich auch ein Grund für seine Ernennung zum Geistlichen Rat durch Erzbischof Michael von Deinlein (1800–1875).
Lange Jahre machten dem Geistlichen Atembeschwerden und Brustkrämpfe zu schaffen. Deswegen hatte er in Bamberg und Erlangen eine Reihe von Ärzten konsultiert. Nach der Rückkehr von einer Reise nach Erlangen starb Schweitzer, einer der fleißigsten und fruchtbarsten Bamberger Historiker, am 9. Januar 1866 noch am Bahnhof. Sein Grab, die Gruft Nr. 95, befindet sich in der 1. Abteilung des Bamberger Friedhofs an der südlichen Mauer. Johann Rothlauf, der Vorsitzende des Historischen Vereins, widmete ihm im Bericht desselben Jahres einen ausführlichen Nachruf. Noch heute trägt im Osten Bambergs die Verbindungsstraße zwischen der Neuerbstraße und der Kloster-Banz-Straße den Namen des Theologen und Historikers.